German Kaiju: verDAMNt! – Hrsg. Markus Heitkamp

Anthologien-Rezension

Die Frage nach dem Monster ist wohl doch nicht ganz so leicht zu beantworten, wie man im Angesicht einer überdimensionierten Echse zunächst denken mag … Geschichten rund ums Monster – mitten in Deutschland – und doch werden meist die Falschen gejagt.

„Die Fangemeinde ist gewachsen, ja und das ist etwas Gutes. Es fühlt sich wundervoll an, in einer Zeit zu leben, in welcher dieses Genre eine Art Wiedergeburt erlebt“ – aus dem Vorwort von Timo Rose

Zu der Anthologie „German Kaiju: verDAMNt!“ – Hrsg. von Markus Heitkamp

Fakten1

Die Anthologie „German Kaiju: verDAMNt!“ – Hrsg. von Markus Heitkamp ist 2023 im Leseratten Verlag erschienen. Vorher lesen kann man die Anthologie „German Kaiju“ und anschließend die Novelle des Herausgebers „German Kaiju: Operation M.E.L.B.A.“. Das Buch ist als Paperback und eBook erhältlich.

Kurzmeinung1

Eine sehr geniale Mischung aus Monsterjagd und Monsterwerden. Geschichten mit viel Witz, Tiefgang und ordentlich Monstern und Zerstörung!

Klappentext1

Zwölf Autor:innen entführen Sie in die Welt der Riesenmonster, wo blutspritzende Riesenechsen Hubschrauber zum Absturz bringen, ein gewaltiger Hai Münster zerquetscht, liebestolle Monstereber wüten und erneut Bielefeld zerstört wird – dort, wo Sie niemand schreien hört. Seien Sie dabei, wenn Deutschland in Schutt und Asche gelegt wird und nichts und niemand den Aufmarsch der German Kaiju aufhalten kann.

Eine weitere Hommage an den klassischen japanischen Monsterfilm mit Geschichten von Andreas Zwengel, Claudia Rapp, Sarah König, Ralf Kor, Carolin Gmyrek, Markus Heitkamp, Rafaela Creydt, Isa Theobald, Marina Heidrich, Tanja Kummer, Thorsten Küper und Thomas Williams.

Vorworte von Timo Rose und Christian von Aster.

Schreibstil1

Bevor ich zu jeder Geschichte etwas schreibe, geht es mir erst einmal um die Kurzgeschichtensammlung als Ganzes.

Der Leseratten Verlag ist bei mir DER Verlag für Anthologien, sie verlegen den krassen Stoff, der sonst schwer zu finden ist. Und genauso verhält es sich auch mit dem ganz eigenen Genre „German Kaiju“. Mit dieser zweiten Anthologie haben sie wieder mitten ins Schwarze getroffen. Zudem merkt man, dass der Herausgeber Markus Heitkamp dieses Genre mit Leib und Seele liebt, feiert und absolut ernst nimmt.

Alle Geschichten waren in ihrer Art gelungen. Einige hatten mehr Tiefe, dafür konnte ich bei anderen mehr lachen. Insgesamt war es jedoch eine sehr geniale Mischung, die auch innerhalb des Buches einem Roten Faden folgt. Ich wurde nicht nur bestens unterhalten, sondern auch auf mehreren Ebenen angesprochen: emotional und gedanklich.

 

Zu den Geschichten im Einzelnen:

  • „Killing.exe“ von Andreas Zwengel
    Eine echt gute Geschichte, die nicht ganz so versteckt aufzeigt, wie es zu der Riesenechse kam.
    Zitat:
    „Das ist irre“, erklärte sein Adjutant.
    „Wie bitte?“
    Der junge Mann räusperte sich. „Ich meine die psychisch labile Person, die Sie aus unerklärlichen Gründen hinzugezogen und mit umfangreichen Kompetenzen ausgestattet haben.“
    „Sitzt sie auf einem Motorrad?“
 
  • „Falsch gemischt ist halb gestorben“ von Claudia Rapp
    Wenn aus Sagen Tatsachen werden. Ein Körnchen Wahrheit steckt eben in jeder Geschichte. Die wohl fantastischste Geschichte in dieser Anthologie.
    Zitat:
    „Melusine blieb im Felsen gefangen, aber taucht alle sieben Jahre in Gestalt einer Schlange auf, einen goldenen Schlüssel im Maul. Wer mutig genug ist, den Schlüssel zu ergreifen, befreit sie und gewinnt sie als seine Braut …“

 

  • „Free Meggie – Gefräßiger Schrecken aus dem See“ von Sarah König
    Diese und die nächste Geschichte verbindet etwas, aber lasst Euch überraschen. Jedenfalls zeigt sie sehr deutlich, dass jedes Wesen fühlt und empfindet. Und nicht jeder mag Coldplay, das merkt man hier auch. ^^
    Zitat:
    „Na endlich. Funktioniert’s?“
    „Funktioniert was?“
    „Hat der K-Pop euch den Arsch gerettet?“ Eki klang halb ernst, halb höchst amüsiert.

 

  • „Der Meggie-Heist“ von Ralf Kor
    Zwischen Kunst-Raub und Monsterfang – und welche Prioritäten man setzen sollte. ^^ Sehr amüsant. 🙂
    Zitat:
    „Um welches Werk handelt es sich?“
    Mr. D und Henry wechselten einen kurzen Blick, dann holte der Kunstsammler ein Blatt Papier hervor und schob es über den Tisch.
    „Das ist die Pampelmuse von Castrop-Rauxel. Ein Frühwerk des berühmten Künstlers Horst von Schlepp.“

 

  • „Bruderliebe – Blut ist dicker als Meerwasser“ von Carolin Gmyrek
    Wo Menschen wandeln fließt Blut, selbst wenn es Monster sind, die den größeren Schaden anrichten könnten, es aber nicht tun – bis man sie dazu treibt. Das zeigt diese Geschichte sehr gut.
    Zitat:
    Breluf erzitterte. Dann hörte er wieder das Rauschen. Dieses Mal würde er sie nicht so einfach davonkommen lassen. Wütend schrie er:
    „Blut für Blut!“

 

  • „Krebirah – Terror aus der Tiefe“ von Markus Heitkamp
    Wer German Kajiu und Operation M.E.L.B.A. gelesen hat, wird hier sicher noch mehr schmunzeln als andere. Und ein wenig Science-Fiction kann auch nicht schaden! Super Geschichte! ^^
    Zitat:
    „Weissu, Hein. Da war deene Mudda und die kroch so übern Deich und schob sich Richtung Wasser. Graziös wie Antje aussem Fernsehen, nä. Un da hat sich datt Wasser dann so erschrocken, wie es da deine Mudda bei dem Versuch der Wasserung sah, datt es einfach abgehauen iss. Und nu kommt et alle zwölf Stunden und schaut, ob die Mudda noch da iss.“

 

  • „Saat des Verderbens“ von Rafaela Creydt
    Nimm einem Menschen alles und beschreitet Pfade, die sich unserem Verständnis entziehen. Dieses Gefühl hat diese Geschichte bei mir hinterlassen. Das Seltsame ist, dass man sie versteht …
    Zitat:
    Nein. Sie nahm keinen Sonderurlaub.
    Nein. Sie brauchte keine Pause.
    Nein. Es ging ihr wirklich gut.
    Okay. Es ging ihr nicht gut.

 

  • „Die freundlichen Tentakel aus der Nachbarschaft“ von Isa Theobald
    Das ist die Geschichte, bei der ich mir immerzu gedacht habe: Der meint es doch nur gut, wieso merkt das niemand? Sie zeigt besonders gut die Kluft zwischen monströser Erscheinung und monströsen Absichten. Das war meine Lieblingsgeschichte!
    Zitat:
    Wolle trauerte. Ihm war klar geworden, dass er keine Chance hatte, HP inmitten des Draußens zu finden. Es war zu groß, zu trocken, zu laut, zu voll. Zu viel. Einfach zu viel.

 

  • „Love Hurts“ von Marina Heidrich
    Wo die Liebe hinfällt. Oder eben anderes … Was sich Fortpflanzen will, findet einen Weg! Eine amüsante Story.
    Zitat:
    Einer trägt ein Schild mit der Aufschrift: Gates of Hell – nieder mit Bill’s mutierten Höllenhunden. Inklusive Deppenapostroph. Die beiden anderen haben T-Shirts an mit dem Aufdruck: Die wahren Monster sitzen an der Regierung.

 

  • „Falter Royale“ von Tanja Kummer
    Wer James Bond mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Achtung, die Wortspiele sind nicht eben unauffällig. ^^ Es gab aber auch andere Schmunzler, ich mag die Geschichte.
    Zitat:
    „Ihr erster Fall?“
    „Nein. Nur mein erstes Riesenmonster.“
    „Ein Schluck Jägermeister und das Lesen des Handbuches helfen meistens“, sagte Jansen brummend.
    „Es gibt ein Handbuch?“
    „Ist noch im Lektorat.“

 

  • „Sie werden alle sterben …“ von Thorsten Küper
    Diese Geschichte zeigt so richtig mit dem Finger auf das wahre Monster. Eher humorvoll aber nicht weniger deutlich.
    Zitat:
    „Was ist denn los?“
    Sie deutete auf die Hubschrauber und krächzte atemlos. „Lebst du hinter dem Mond? Die werden hier gleich alles bombardieren, um vorzutäuschen, dass das Monster uns alle umgebracht hat!“
    „Aber …“
    „Lass mich los, du Idiot.“
    Sikora ließ sie los und mit ihr alle Hoffnung, dass Idiotie heilbar war.

 

  • „Wahre Monster“ von Thomas Williams
    Menschliche Abgründe tun sich hier auf, richtig widerliche. Die letzte Story hat es auf ihre ganz eigene Art in sich.
    Zitat:
    Neben ihm sprang Patrizia kreischend auf und ab. Sie packte Jörn am Kragen seiner Jacke. „Wie geil war das denn? Hast du das gefilmt? Sag mir, dass du es gefilmt hast! Jörn! Jörn!“
    Jörn wagte es nicht, ihr zu sagen, dass er nur noch daran gedacht hatte, wegzurennen oder schreiend am Boden zu liegen.
Fazit1

Eine überaus geniale Anthologie aus dem Monster-Versum. Mit viel Witz, Tiefe und wirklich gelungenen Charakteren konnte jede Geschichte auf ihre Art überzeugen.

Bewertung1

Höchstwertung!
©Teja Ciolczyk, 23.07.2023

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