»… Und warum gaben Sie sich den Anschein,
besonders als Sie uns besuchten,
als machten Sie sich nichts aus mir?«
»Weil Sie ernst und schweigsam waren
und mich nicht ermutigt haben.«
»Aber ich war nur verlegen.«
»Das war ich auch.«
»Sie hätten mehr mit mir sprechen können,
als Sie zum Dinner kamen.«
»Jemand der weniger gefühlt hätte,
würde es vielleicht getan haben.«
Aus „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen
Beginnen wir mit dem Stil der Autorin, der sich beobachtend liest. Ich verstehe Jane Austen hier als jemanden, der viel betrachtet und wahrgenommen hat. So konnte sie die leidlich erquicklichen Gespräche des neuesten Tratsches gekonnt wiedergeben, erwähnte jedoch auch andere Faktoren, die von der Zeit her wichtig und interessant waren. Fast zu gut konnte sie die Dialoge um Nichtigkeiten schreiben, denn diese Thematik geht wenig an mich ran. Bis ich eben merkte, dass die Geschichte um Lizzy und Darcy jedoch genau dadurch lebt. Der Titel des Buches ist allzeit Programm. Stolz und Vorurteil sorgen hier durch die Einmischung anderer, Gutgläubigkeit, Gerüchte und viel Lärm um nichts für erhebliche Schwierigkeiten – die es nie hätte geben müssen.
Interessant finde ich hierbei, dass sich heutzutage zwar die Umgangsformen der Menschen erheblich verschlechtert haben, das Gerede jedoch geblieben ist. Wie viele Lizzys und Darcys es da draußen wohl geben mag? Bei wie vielen ist es gescheitert?
Nachdem ich jedenfalls erkannt hatte, was dieses Buch ausmacht, wovon es atmet und lebendig wird, konnte ich es wirklich genießen. Ich liebe die Geschichte um diese beiden sturen Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe. Elisabeth ist für mich eine starke Frau, wenig angepasst im Geiste. Intelligent und nicht auf den Mund gefallen. Schon immer bin ich ein Fan von Mr. Darcy. Denn hier ist es eine der sehr wenigen Ausnahmen, dass ich den Film vor dem Lesen des Buches gesehen habe.
Und sicher bin ich eine von vielen, die diesem Mann verfallen ist. Männer der heutigen Zeit, wo ist der Gentleman in Euch geblieben? Nun ja, sicher ein Opfer der Moderne *seufz*
So ist jedenfalls für mich bewiesen, dass Literatur zeitlos ist, auch wenn es sich sicher um eine zeitgenössische Spiegelung für mich handelt. Sie gab mir vieles: Ich weiß, was heute gut ist, aber auch, was ich heute stark vermisse. Nicht jede Veränderung der Kultur ist gut, nicht alles schlecht. Jede Epoche hat ihr Für und Wider.
Und sicher ist diese eine meiner liebsten Geschichten.
©Teja Ciolczyk, 19.02.2019