REZENSION: „Der Schattenesser“ – Kai Meyer – Blitz Verlag

Der Mann Josef blickte aus der Dachluke der Altneu-Synagoge
 über die Giebel der Judenstadt und wartete, 
dass der Vogel Koreh zu ihm sprach. 
Der Mann Josef lauschte oft auf seine Stimme. 
Es war die einzige, die er hörte.
Zitat aus „Der Schattenesser“ von Kai Meyer
FAKTEN
Das Buch „Der Schattenesser“ von Kai Meyer ist erstmals 1996 erschienen. 2017 gab es im Blitz Verlag eine limitierte und signierte Neuauflage von 333 Exemplaren als Hardcover. In meinem Besitz befindet sich Nr. 230.
KURZMEINUNG
Eine gelungene Interpretation der Baba-Jaga im Prag des 17. Jahrhunderts. Unheimlich, grausam, schockierend, anspruchsvoll. 
KLAPPENTEXT
Prag im Dreißigjährigen Krieg: Söldner halten die Stadt besetzt, Raub und Hinrichtungen sind an der Tagesordnung. Auf der Suche nach dem Mörder ihres Vaters begegnet Sarai, Adeptin der Alchimie, einem unheimlichen Wesen, das den Menschen ihre Schatten und Seelen raubt. Eine fantastische Jagd durch das magische Prag beginnt. 
Aus Gassen und Hinterhöfen treten bizarre Gestalten ans Licht. Sarai begegnet dem Meister des Schattentheaters – dem unsterblichen Leander Nadeltanz – und Kaspar, der lebenden  Kanonenkugel. Der Golem erwacht in seiner Gruft auf dem Speicher einer Synagoge. Ein verrückter Papiermacher schafft Knochenfrauen aus Pappmaché, und durch die Ruinen Böhmens reitet die Baba Jaga in ihrem Hexenhaus auf Hühnerbeinen. 
Inmitten ausbrechender Pest und blutiger Pogrome nimmt Sarai den Kampf gegen den Schattenesser auf – und muss erkennen, dass ihr der wahre Blick in den Abgrund von Mythos und Wahn erst noch bevorsteht. 
SCHREIBSTIL & CHARAKTERE
Mein erstes Buch von diesem, doch sehr bekannten, Autoren. Und was soll ich sagen? Er ist meiner Meinung nach zurecht so beliebt wegen seiner Schreibkunst. 
Diese Geschichte ist einfach viel mehr, als ich mir erhofft hatte. Ich liebe die Mythen und Märchen rund um Baba Jaga – nicht alle sind fröhlicher Natur. Und das Cover zusammen mit dem  Hinweis auf diese „Hexe“ hat mich schnell dazu bewogen, das Buch zu bestellen. 
Erwartet habe ich fast eine Art Märchenadaption, nur düsterer. So ähnlich vielleicht wie bei Daniela Winterelds „Der geheime Name“. Aber mitnichten! 
Wir haben hier eine ganz eigenständige Geschichte, in der die Baba-Jaga eine, für mich neue, Rolle einnimmt. Oft ist man sich nicht sicher, ob die Charaktere nur an Einbildungen leiden, oder ob das alles Wirklichkeit für sie ist. Fast zum Schluss wurde ich dann von Kai Meyer noch auf einen Irrweg geschickt – ich war kurz enttäuscht und dachte, der gruselige und schockierende Faktor hätte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Doch er hat mir ein Schnippchen geschlagen – es kam dann doch unerwartet anders. 😉 
Der Autor hat mich auf eine zum Teil grausame, unheimliche und verwirrende Reise in das Prag des 17. Jahrhunderts geschickt. Und sie hat mich in ihren Bann gezogen. Die Charaktere sind greifbar, die Atmosphäre versetzt mich in die Judenstadt – mitten zwischen die Pestopfer. Ob ich mich beim Lesen wohlgefühlt habe? Sicher nicht immer – und ich denke, genau das hat Kai
Meyer aber auch beabsichtigt.
Was ich unbedingt noch erwähnen möchte, ist wie wortgewaltig der Autor diese Geschichte zu Papier gebracht hat. Es ist eine durchaus anspruchsvolle Lektüre, bei der ich mich während des Lesens mal wieder konzentrieren musste. Für mich bedeutet das in diesem Fall höchste Qualität 🙂
MEIN FAZIT
Mein erstes Buch von Kai Meyer und ich bin wirklich begeistert. Das Buch hat mich positiv überrascht und mir mehr geschenkt, als ich gehofft hatte. Wer gern ein wenig Geschichte mit Fantastik liest ist hier sicher auf dem richtigen Weg. Es ist aber auch ernst, unheimlich, schockierend und schön. Sicher nicht mein letztes Buch von Kai Meyer!
MEINE BEWERTUNG
Hier gibt es 5 von 5 Zahnrädchen.

©Teja Ciolczyk, 18.10.2017


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