INTERVIEW: Patrick Hertweck – mit Charme!

Heyho Ihr lieben Lese-Ratten! 🙂

Heute darf ich Euch ein Interview mit dem ebenso liebenswerten wie charmanten Patrick Hertweck präsentieren. Natürlich gibt es auch etwas gaaaaaanz Tolles zu gewinnen. Dazu nach dem Interview mehr.

Doch lasst mich erst ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern – das mache ich zu gern 🙂
Ich durfte damals auf Facebook den Werdegang von Patrick und seiner Maggie verfolgen. War praktisch Fan der ersten Stunde, bevor ich das Buch Maggie und die Stadt der Diebe überhaupt das erste Mal gelesen habe. Mittlerweile haben wir eine Art Fern-Freundschaft. Er ist ein lieber Kerl mit einem großen Herzen. Ein toller Familienvater mit viel Liebe für Frau und Kinder. Und weil ich das so empfinde und der Meinung bin es sollten noch viel mehr Leute wissen, wie Patrick so ist, habe ich dieses Interview mit ihm gemacht. Dabei ist der Versuch nicht die Standard-Fragen zu stellen, hoffentlich geglückt – doch lest einfach selbst 😉
Ok, das muss ich noch dazwischen schieben… hier ist die Rezension zu seiner Maggie, klickt mal rein und überzeugt Euch selbst, ob Ihr nicht Autor und Buch ins Herz schließen wollt *klick*


 

D A S   I N T E R V I E W

Patrick über sich
Ich heiße Patrick, lebe in Freiburg im Süden Deutschlands und bin Vater von drei Söhnen im Alter von 6, 4 und 1 ½ Jahren. Ich bin früher auf die „Klosterschule zum Heiligen Grab“ gegangen, danach Jahre auf dem Sattel meines Fahrrads gesessen, anstatt etwas Gescheites zu lernen, war später viele Jahre als Projektleiter in einem Medienunternehmen tätig und habe nach der Geburt unseres ersten Kindes beschlossen, künftig Hausmann und Schriftsteller zu sein. Nach der Geburt unserer Kinder zwei und drei sowie mit der Veröffentlichung meines ersten Romans beim Hausverlag von Otfried Preußler und Michael Ende, bin ich diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. 

 

Hallo Patrick! Herzlich willkommen bei mir! Ich freue mich sehr, Dich da zu haben – Einen sympathischen Mann und Autoren, der ein wirklich grandioses Kinder- und Jugendbuch geschrieben hat. (Und für meine Leser, es geht um Maggie und die Stadt der Diebe!) Fühle Dich wie zu Hause und lasse Dich ordentlich von mir ausquetschen 🙂
Hallo Teja! Ich freue mich auch, mit Dir nun ein wenig zu plaudern. Ich erinnere mich noch gut, dass Du eine der ersten warst, mit denen ich über Facebook Kontakt hatte und die das Erscheinen meines Debüts genau verfolgt haben. Ich war damals sehr gespannt, wie Du meinen Roman findest, und war sehr glücklich, dass er Dich überzeugen konnte und auch eine sehr schöne Rezension von Dir bekommen hat.

Verdient ist nun mal verdient! 😉


Da ich ja eben von Deinem Buch sprach, beginnen wir doch einfach gleich an dieser Stelle. Wie ist es für Dich, so oft abgebildet zu sein. In den Spalten der Empfehlungen von lokalen Tageszeitungen zu stehen? Nimmst Du Dich selbst jetzt anders war? Wie geht es Dir mit dieser Bekanntheit?
Ich muss zugeben, dass vieles in den vergangenen Monaten für mich neu und ungewohnt war. Ehe mich der Thienemann-Esslinger-Verlag unter Vertrag genommen hat, habe ich ja mehr oder weniger nur für mich geschrieben und ich hatte nicht einmal eine Hand voll Leser aus dem Kreis meiner Familie und Freunde. Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie nervös ich war, als der Erscheinungstermin von „Maggie und die Stadt der Diebe“ näher rückte. Ich bin nicht der selbstbewusste Typ und Selbstzweifel sind mir nicht fremd. Ich wusste, nun musst du aus deiner stillen Ecke heraus und dich der Meinung der Leser und Kritiker stellen. Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, weil mein Buch den meisten Lesern gefallen hat, von Euch Buch-Bloggern fast durchweg gute Kritiken bekam und sogar in diversen Blättern wie der Süddeutschen Zeitung positiv besprochen wurde. Natürlich war es anfangs seltsam für mich, Artikel über mich und mein Buch zu lesen oder dieses in Buchhandlungen zu entdecken. Aber alles in allem habe ich mich rasch daran gewöhnt und mir auch einen distanzierten Blick auf das Ganze bewahrt, denn mein Alltag als Vater von drei Kindern hat sich dadurch kein bisschen verändert. Die Kleinen juckt das alles nicht die Bohne und die Rabauken geben sich redlich Mühe, mich auf Trapp zu halten.

Das kann ich mir sehr gut vorstellen! 🙂 Es ist auch schön zu hören, dass die Kinder noch immer an erster Stelle kommen. Das sollten sie zwar immer, aber so selbstverständlich ist das leider nicht.
Leider nein. Aber die ersten Jahre sind für Kinder unglaublich wichtig. Man muss seine Kinder begleiten, ihre Ansprüche ernst nehmen und eigene Ambitionen zurückstellen. Die Kleinen werden schnell genug groß und dann kommen die Freiräume für einen selbst von ganz alleine wieder zurück.



Wenn Du kein Autor bist, was machst Du dann? Gehst Du noch einem anderen Beruf, oder besser, einer anderen Berufung nach?
Da meine Frau in Basel arbeitet und parallel dazu die Ausbildung zur Fachärztin macht, muss ich mich unter der Woche um die Kinder kümmern. Da bleibt wenig Zeit für andere Aufgaben und ich muss um jede Minute kämpfen, die ich für das Schreiben aufwenden kann. Vor Maggies Erscheinen habe ich öfter im Betrieb meines Vaters ausgeholfen, um ein paar Kröten für unsere Haushaltskasse dazuzuverdienen. Ich erinnere mich noch gut, dass ich im Sommer vor anderthalb Jahren von einem langen Tag am Bau nach Hause kam und – für mich völlig überraschend – die E-Mail entdeckt habe, dass mein Manuskript vom Thienemann-Esslinger-Verlag angenommen wurde. 

Wahnsinn…das muss überwältigend gewesen sein. Konntest Du das damals überhaupt gleich realisieren?
Himmel, nein! Und ganz ehrlich: Ich habe das bis heute noch nicht vollständig realisiert 😉 



Du bist ja glücklich verheirateter Familienvater. Wie geht es Deiner Familie damit, dass Du so viel Zeit in das Schreiben investierst? Wie nehmen Deine Kinder ihren Papa wahr? Bestimmt als Helden, oder? 😉
Meine Frau hat mich gottlob immer unterstützt, auch in Phasen, in denen wir nicht wussten, ob das Schreiben jemals Früchte tragen wird, denn neben Talent und dem Willen, alles für seinen Traum zu geben, benötigt man als Autor auch eine gehörige Portion Glück, von einem Verlag überhaupt wahrgenommen zu werden. Der Buchmarkt befindet sich in einer sehr schwierigen Phase. Erfolge sind nicht mehr planbar. Viele setzen auf bewährte Autoren oder sichern sich die Rechte für Bestseller aus dem Ausland. Da grenzt es schon beinahe an ein Wunder, bei einem so tollen Verlag wie dem meinen zu landen, den man mit seiner Geschichte begeistern konnte und der auch bereit ist, viel Zeit und Mühe zu investieren, einen neuen Autor auf dem Markt zu positionieren. Und zu meinen drei Söhnen: Kinder sind erstaunlich und bewundernswert. Ich bin mitnichten ihr Held, weil ich schreibe. Wenn sie meinen Roman in der Buchhandlung sehen, rollen sie meist die Augen und stöhnen „schon wieder diese Maggie“. Papa ist dann toll, wenn er mit ihnen durch den Wald streift oder sich als Darth Vader mit ihnen einen Laser-Schwertkampf liefert. 

Aber Du bist und bleibst ihr Held, das ist doch das Wichtigste! 🙂 Und mit Laser-Schwert wärst Du auch gleich noch meiner *lacht*
Manchmal ist man der Held und oft genug der größte Spielverderber im großen weiten Universum. So muss das auch sein. Auch wenn es anstrengend ist bisweilen, bin ich trotzdem im Grunde froh, wenn die Jungs auch ihre Grenzen ausprobieren und mir Paroli bieten. Das gehört unbedingt dazu, damit sich Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln können. 


Zurück zu Maggie. Du bist sicher schon tausendfach gefragt worden, wie es zu dieser tollen Geschichte kam. Aber ich möchte wissen wie es für Dich war, sie in die Welt hinausziehen zu lassen. War es schwer Maggie gehen und von anderen lesen zu lassen? Wie hast Du Dich nach der Veröffentlichung gefühlt?
Ich bin kein Schriftsteller, der mit einem nüchternen Blick auf den Markt ein Konzept und eine Geschichte entwickelt und diese dann routiniert „runterschreibt“, obwohl ich mir das manchmal wünschen würde. Mich muss das Setting faszinieren und die Figuren müssen mir ans Herz wachsen, damit ich in die Geschichte hineingezogen werde und sie ihren Lauf nehmen kann. Deshalb habe ich, ehe ich anfange zu schreiben, meist nur einen groben Plan im Kopf. Wenn die Welt dann allmählich Gestalt annimmt und ich tief in sie hineingezogen werde, fühlt es sich oft für mich an, als wäre alles schon da und ich bin nur der Chronist, der das, was dort geschieht, niederschreibt. Erst wenn ich in diesem Zustand komme, fühlt sich das, was ich zu Papier bringe, richtig an. Und Widerstand ist zwecklos. Ich hatte ja für Maggie ein ganz anderes Ende im Sinn, das ich auf Teufel komm raus auch durchsetzen wollte. Das Resultat war eine absolute Schreibflaute von ungefähr einer Woche, ehe ich die Waffen gestreckt habe und Maggies Geschichte so beendet habe, wie diese es verlangt hat. Wie das nach der Veröffentlichung war, habe ich ja zuvor schon beschrieben. Aber ich denke noch oft an die zehn Wochen zurück, in denen ich Maggies Geschichte ganz alleine in einer finsteren Nische einer Eckkneipe geschrieben habe. Und der Gedanke, dass das Buch inzwischen viele Male an unterschiedlichsten Orten von mir völlig unbekannten Menschen gelesen wurde, versetzt mich immer noch ins Staunen. 



Ach ja die Kneipe und Du…ich erinnere mich noch an das Gedicht, welches ich damals für Dich geschrieben habe 🙂 Was meinst Du, ist es tauglich den Lesern präsentiert zu werden? 
Unbedingt! Bitte zitiere es doch noch einmal.

Also gut, dann soll es so sein 😉 Hier mein Gedicht zu Maggie und Patrick

 
Viele Stimmen durch die Lüfte schwirren,
Qualm die Sicht schon fast einschränkt,
Gedanken sich in Dir verirren,
ein weit’res Wort sich dazu hängt.
Wenn die Worte sich dann finden,
Gläser klirren laut im Takt,
Musik will Dir die Worte binden,
so schreibt sich Dir der erste Akt.



Was ist Deine kreative Kraft, woher nimmst Du die Energie für Deine Geschichten?
Das ist eine gute Frage, auf die ich wohl keine zufriedenstellende Antwort liefern kann. Ich bin ja auf der einen Seite ein eher lockerer Typ, der in seinem Leben viele Dinge ausprobiert hat und selten wusste, wohin er möchte. Aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann kann ich richtig verbissen sein und gebe nicht auf, ehe ich mein Ziel erreicht habe. Einen Roman zu schreiben, diesen Wunsch hatte ich schon seit meiner Kindheit. Ich habe diesen zwar lange aus den Augen verloren, aber an einem gewissen Punkt in meinem Leben kam er wieder auf und ich wusste, wenn ich ihn jetzt nicht angehe, dann wird er niemals in Erfüllung gehen. Als meine ersten schriftstellerischen Schritte tat, habe ich rasch gemerkt, dass ich noch sehr weit davon entfernt bin, gut genug zu sein. Aber aufgeben, kam für mich nicht in Frage. Unzählige Nächte habe ich geschrieben, immer wieder ganze Kapitel verworfen, neu angefangen, beschlossen das Handtuch zu werfen, um dann doch weiter zu schreiben, nur um am Ende einen Roman verfasst zu haben, der 184.324 Wörter umfasste und den ich mit etwas Abstand und kritischer Betrachtung als gescheitert betrachtet habe. Da stand am Scheideweg. Lass ich es bleiben oder wage ich mich an ein neues Projekt. Ich entscheid mich fürs Weitermachen, denn ich wusste, ich habe nun viel über das Schreiben gelernt und beim nächsten Mal weiß ich, wie ich das angehen muss und wohin ich als Schriftsteller möchte. Danach schrieb ich „Maggie und die Stadt der Diebe“.



Wirklich gescheitert, woran hat es denn Deiner Meinung nach gefehlt? Das arme Manuskript liegt ja nicht ohne Grund einsam in einer Schublade 😉
Das hat viele Gründe. Einer der Hauptgründe war, dass ich anfangs große Angst hatte, dass mein Schreiben wie ein besserer Aufsatz klingt. Deshalb ist der Text an vielen Stellen zu überladen und kompliziert geraten. Es fehlt eine klare Linie in dem Buch, zumal ich meiner Fantasie freien Lauf ließ und mich in vielen Nebenhandlungen verloren habe und darin zu viele Personen angesiedelt habe. Am Ende hatte ich dann große Schwierigkeiten, alle Fäden zusammenzuführen. Allerdings gibt es in dem dicken Stapel Blätter ein paar Szenen, die mir ans Herz gewachsen sind und die ich ab und an wieder lese. 



Dürfen wir in naher Zukunft etwas Neues von Dir erwarten?
Ich habe ja schon geschildert, dass das vergangenen Jahr für mich sehr aufregend war. So viel Neues prasselte über mich herein. Dazu gab es bei uns viele Veränderungen. Der berufliche Wiedereinstieg meiner Frau, drei kleine Kinder (eines davon ein Baby) zuhause, die Einschulung unseres Ältesten, Termine für Lesungen, vor denen ich anfangs eine Heidenangst hatte, weil ich mein Leben lang noch auf keiner Bühne gestanden bin und irgendwas präsentiert habe, was von mir stammt. Darunter hat meine Kreativität gelitten und mit einem Neugeborenen sind die Nächte ohnehin kurz. Deshalb bin ich leider noch nicht so weit mit dem neuen Projekt, wie ich erhofft und von mir erwartet habe. Aber seit ein paar Wochen habe ich den Kopf wieder frei, die Kinder sind nun alle in Betreuung, so dass ich von Montag bis Donnerstag jeden Tag vier Stunden zur freien Verfügung habe und vor allem habe ich wieder eine Welt entdeckt, die mich fasziniert und meine Fantasie sprudeln lässt. Die nächsten 1-2 Monate möchte ich noch intensiv recherchieren und dann so schnell wie möglich den neuen Roman geschrieben haben.


Ein neuer Roman, das klingt wie Musik in meinen Ohren. Dürfen wir Ähnliches wie Maggie erwarten? 
Eine der Herausforderungen für mich war, eine Geschichte zu entwickeln, die ähnlich wie Maggie funktioniert, mein Debüt jedoch nicht abkupfert. Etwas völlig anderes zu machen (etwa einen Roma ausschließlich für ein erwachsenes Publikum), war keine Option, da ich mich erst einmal als Autor positionieren muss und die Leser von Maggie wieder für meine neue Geschichte gewinnen möchte. Außerdem schlägt mein Herz für Geschichten, in denen Kinder die Helden sind und die sowohl junge wie auch ältere Leser ansprechen. Und gottlob habe ich ein neues Setting gefunden, das ganz anders ist als New York im Jahre 1870, aber ebenso spannende Orte bereithält. 



Hast Du ein Vorbild, oder jemanden den Du so achtest, dass Du ihm nacheifern möchtest?
Da gibt es viele. Ich nenne hier einmal drei Vorbilder. Rainer M. Schröder achte ich sehr für seine unglaublich gut recherchierten Geschichten und sein Arbeitspensum, das er seit Jahrzehnten an den Tag legt. J.K. Rowling bete ich an, weil sie es bei Harry Potter wie kaum ein anderer geschafft hat, eine Welt zu zaubern, in die ich flüchten und in der ich ganz und gar aufgehen kann, so dass ich den oft grauen Alltag um mich herum komplett vergesse. Stephen King liebe ich, obwohl ich die meisten seiner Romane als gescheitert betrachte. Er versteht es ausgezeichnet, über Kindheit zu schreiben und das Gefühl von Freiheit, das man als Heranwachsender hatte, auf Papier zu bannen. Außerdem spürt man bei ihm, dass er ganz und gar in seiner Welt abtaucht und diese bis ins kleinste Detail authentisch und mit seinem Herzblut ausfüllen kann. King darf sich bei mir als Leser gerne verlieren, seine Romane unnötig in die Breite dehnen, denn der Plot interessiert mich meist herzlich wenig. Ich möchte von ihm einfach nur an der Hand genommen und durch seine Welt geführt werden, so lange wie nur möglich. 



Ja als Person ist J. K. Rowling für mich etwas anderes. Aber als Autorin hat sie meinen ganzen Respekt. Denn sie hat meine ganze Familie begleitet. Harr Potter ist ein Teil unseres Lebens und hat mich bestimmt geprägt.
Über ihre Person kann ich gar nichts sagen, da ich das wenig verfolge. Aber es ist doch wirklich erstaunlich, wie viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen Rowling mit ihrer Romanreihe begeistern und prägen konnte. Harry Potter war beinahe rund um den ganzen Globus ein riesiger Erfolg und beweist für mich, dass wir alle – zumindest die Kinder – doch irgendwie ähnlich ticken. Es ist eine Schande, wenn man in Anbetracht dessen die aktuelle und für mich sehr beängstigende politische Lage in der Welt betrachtet. 



Wie lange hast Du gebraucht, bis Du Maggie und die Stadt der Diebe an einen Verlag geschickt hast? Musstest Du ermutigt werden, oder hast Du es ganz allein und aus eigenem Antrieb getan?
Das war bei mir etwas anders. Mit meinem ersten Roman, der bei mir in der Schublade liegt, konnte ich einen seriösen und sehr engagierten Agenten gewinnen. Dieser hatte von mir ein Exposé für Maggie und eine Textprobe von 30 Seiten, welche er meinem Verlag vorgestellt hat. Beides konnte auf Anhieb überzeugen und so erhielt ich den Auftrag, den Roman binnen drei Monaten zu schreiben. 



Wow…drei Monate?? Das klingt recht kurz, oder?
Für mich ist das enorm kurz und ich habe daraus etwas für mein Schriftstellerleben gelernt. Es macht durchaus Sinn, irgendwann alle Zweifel und Überlegungen über Bord zu werfen und einfach loszulegen und die Geschichte von der Leine zu lassen. Wenn es die richtige ist, dann kommst du als Autor in eine Art Tunnel und dieser führ dich schnurstracks an sein Ende.



Wenn Du selbst liest, was sind das dann für Bücher? Hast Du eine Empfehlung für uns?
Leider komme ich viel zu selten zum Lesen. Meist muss ich mir Sachbücher vorknöpfen, um über die Historischen Begebenheiten meines aktuellen Projekts zu recherchieren. Überhaupt bin ich erst spät zum Lesen gekommen und habe in meinem Leben viel zu wenige Bücher gelesen. Gottlob gibt es Hörbücher. Und da wir drei Kinder haben, ergab sich oft die Gelegenheit bei stundenlangen Spaziergängen mit dem Kinderwagen in eine Romanwelt abzutauchen. Ich nenne einfach mal ein paar Romane, die mir viel bedeuten und welche ganz und gar unterschiedlich sind: Stevensons Schatzinsel, „Rebecca“ von Daphne du Maurier, „Verbrechen und Strafe“ von Dostojewski, „Misery“, „Sarah“ und „The Stand“ von Stephen King, der erste Teil der Millenium-Trilogie von Stig Larsson, Rowlings „Harry Potter“, „Der Schatten des Windes“ von Zafón und „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee. Mein Lieblingsbuch im vergangenen Jahr war der Zwei-Teiler „Vango“ von Timothée de Fombelle. 


Was bewegt Dich dazu zu schreiben. Was treibt Dich an, wie kam es dazu?
Wie ich schon erwähnt habe, bin ich relativ spät erst zum Lesen gekommen. Angefangen habe ich nicht etwa mit Kinderbüchern, sondern mit Gruselgroschenhefte. Mein erstes richtiges und gleich unglaublich dickes Buch war Stephen Kings „es“, das ich von meinem Taschengeld gekauft habe. Meine Eltern waren damals im Urlaub und ich alleine zuhause. Ich habe mich dann mit dem Schinken auf die Terrasse gesetzt und angefangen zu lesen und eine der schönsten Erfahrungen in meinem Leben gemacht, denn während der nächsten Wochen befand ich mich mehrere Stunden am Tag in Derry Maine (anstatt in Hörden im Murgtal J )und erlebte mit neuen Freunden eine grausige und abenteuerliche Geschichte. Das war eine tiefgreifende Erfahrung und grenzte für mich an ein Wunder. Damals wurde der Wunsch geboren, das auch einmal zu versuchen.



Mal angenommen, Maggie würde verfilmt werden. Welche Schauspieler wären Deine Favoriten für Maggie & Co.? Oder wärst Du strikt gegen eine Verfilmung?
Zunächst: Eine Verfilmung wäre eine großartige Sache, denn ich betrachte Film und Buch immer getrennt voneinander. Ich achte nur darauf, immer zuerst das Buch zu lesen, damit ich beim Lesen nicht die Filmbilder, sondern meine eigenen im Kopf habe. Und es gibt wundervolle Beispiele, in welchen der Film sich von der Buchvorlage emanzipiert hat und zu etwas ganz Eigenständigem wurde wie z.B. „The Shawshank Redemption“ oder „Stand by me“ von Stephen King. Aber da in meinem Roman Kinder und Jugendliche die Protagonisten sind, habe ich keine Schauspieler dafür im Kopf. Da würden sich bestimmt junge und unverbrauchte Talente finden lassen.

Da geht es mir genauso wie Dir Patrick! Ich habe Die Tribute von Panem noch immer nicht geschaut, weil ich es bisher leider nicht geschafft habe Teil 2 und 3 zu lesen. Dabei bin ich so gespannt darauf 😉


Dein liebster Ort zum schreiben? Weshalb ist er der beste?
Ich kann ums Verrecken nicht zuhause schreiben. Früher konnte ich dort auch nicht lernen oder Hausaufgaben machen. Ich brauche, um mich zu konzentrieren, Menschen um mich herum sowie eine gewisse Geräuschkulisse. Deshalb schreibe ich ausnahmslos in Cafés und Kneipen, in welchen ich mir eine Ecke suche, in der ich am besten kaum zu sehen bin. Warum das so ist, weiß ich nicht. Das war schon immer so. 
Witzig, bei mir muss es immer ruhig sein. Am besten ist es Abend, der Kleine schläft und ich sitze mit Laptop im Bett 😉
Du siehst, jeder ist da unterschiedlich. Aber auch ich arbeite oft, wenn alle anderen im Bett sind und friedlich schlummern. Ich liebe die Atmosphäre dann. Nur schreibe ich dann nie Neues, sondern lese, korrigiere oder mache mir Notizen. 


Hast Du ein Buchzitat für uns, welches Du besonders gern hast?
Leider nein. Ich finde oft Zitate, die für mich in einem Satz ganz viel Wahrheit enthalten Aber ich kann mir so etwas nie merken und bin nicht der Typ, der nach irgendwelchen Weisheiten lebt oder nach einem Motto. Deshalb vergesse ich die intelligenten Äußerungen prominenter Vertreter meiner Zunft immer wieder. Spontan fällt mir nur ein Zitat von Marcel Reich-Ranicki ein, der einmal meinte, jeder gescheite Roman drehe sich im Grunde um Liebe und Tod. Und da ist was dran, finde ich. 



Mein lieber Patrick, tausend Dank für Deine Zeit. Vor allem für die Einblicke in Deine ganz eigene Autoren-Welt! 🙂 Es war mir eine Ehre und Freude Dich bei mir zu haben!
Teja, ich gebe den Dank zurück. Es hat mir großen Spaß gemacht, Deine Fragen zu beantworten, zumal sich diese wohltuend von den üblichen unterschieden haben, so dass ich sicher bin, dass Dein Interview einige neue Dinge über mich und meine Arbeit preisgibt.


Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht. Aber ich bin immer noch ganz begeistert davon, wie offen und ehrlich man mit diesem Mann sprechen kann 🙂 Ein genialer Autor und wertvoller Mensch. Schön war sie, die Unterhaltung mit Patrick Hertweck!


Teile diesen Beitrag

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN ...

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen ...

GWYNNY (Teja)

Buchverrückte mit tiefer Leidenschaft für das geschriebene Wort.

Folge Mir

Nachwuchsblogger

Fabians Lesezauber

Hier lest Ihr kurze Bewertungen, geschrieben von meinem Sohn Fabian! Er ist 11 Jahre alt und liebt Geschichten genauso wie ich. Und da ich nicht alle Kinderbücher mitlesen kann, unterstützt er mich bei der Blogarbeit. ♥

ICH LESE GERADE

10%

ICH BIN DABEI – VERLAGE UND AUTOREN

Previous slide
Next slide

RUND UMS BUCH – UNBEZAHLTE WERBUNG

Previous slide
Next slide