BUCHAKTION & REZENSION: „La Vita Seconda“ – Charlotte Zeiler

Für unseren Auftakt haben wir das Buch „La Vita Seconda“ von Charlotte Zeiler ausgesucht. Man möchte es gern ins Historische, eventuell auch ins Fantastische stecken – aber darf den Anteil an Liebe nicht vergessen. Ihr seht, es ist schwer diese tolle Geschichte zuordnen zu können. Ein echtes Nischenbuch eben 😉

Für Euch habe ich mir heute also vorgenommen ein Thema des Buches unter die Lupe zu nehmen. Es ist nämlich sehr interessant, was das liebe Gehirn so alles anstellt, um uns vor großem psychischem Schaden zu bewahren. Es klinkt sich gern mal aus. Doch was passiert dann eigentlich mit den Betroffenen? Das allgemein gern genutzte „Ich konnte das Licht sehen“ wird es wohl nicht immer sein, also schauen wir mal 😉 Und direkt danach, findet Ihr meine Rezension zu diesem Buch.


UNFALL UND NAHTOD – Wenn der Kopf abschirmt

Nun kann ich sogar ein kleinwenig aus Erfahrung sprechen, quasi aus zweiter Hand. Denn meine Mama hatte eine solche Nahtoderfahrung. Sie wurde 20 Minuten reanimiert und lag danach im künstlichen Koma. Eine ganze Weile sogar.
Als sie aufwachte, konnte Ihr Gehirn nicht erfassen, was geschehen war. Und so hat es sie in eine Zeit zurück versetzt, in der für meine Mama offensichtlich alles noch in Ordnung gewesen ist. Nur waren wir alle dann in ihrer Erinnerung natürlich viel jünger, zum Teil bekam sie Panikattacken und erkannte uns alle nicht wieder. Ihr Gehirn hat also versucht sie abzuschirmen, bis sie soweit genesen war, dass sie die Realität verkraften konnte. Was sie nun im Koma wirklich erlebt hat, das bleibt uns verborgen, denn meine Mama ist nun Pflegegrad 4 und nicht mehr dieselbe Person. Das Gehirn scheint noch immer abzuschirmen – im Dauerzustand. Aber nun weiß sie wer wir sind. 🙂 Mein Vater trainiert das fleißig mit ihr.
Es ist nicht schlecht zu wissen, dass solche Fälle auch enorm das Umfeld der Patienten treffen können.
Andere Beispiele habe ich aus der damaligen Arbeit meiner Oma – sie hat ein Alten- und Pflegeheim geleitet. Da gab es dieses Phänomen auch in anderen Varianten. Kriegsveterane, Kriegsopfer. Auch sie flüchten sich zum Teil in eine vergangene, oder eben alternative Realität. Man weiß in vielen Fällen nicht, soll man sich freuen, dass sie all das vergessen haben und erfolgreich verdrängen. Oder ist es eher traurig. Ich schätze von beidem etwas.
Aber um es mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: Ist es nicht wundervoll, das unser Gehirn zu solch einer Leistung fähig ist? Wer weiß, was uns sonst seelisch zustoßen würde. Ich finde es faszinierend und auch äußerst wichtig.


REZENSION

MEIN SATZ ZUR REZENSION
Es ist schwer das Schicksal zu ertragen, was der Verstand daraus macht, oft noch schwerer zu verstehen …
FAKTEN
Das Buch „La Vita Seconda: Das zweite Leben“ von Charlotte Zeiler ist erstmals am 2015 erschienen, damals selbst herausgebracht. Am 09.06.2016 dann neu im Drachenmond-Verlag erschienen. Es ist als Print und eBook erhältlich.
KURZMEINUNG
Diese Geschichte zeigt auf fantastische Weise, zu was der menschliche Verstand fähig ist … Spannend, verwirrend, gelungen!
INHALT
Zwei Schicksale, zwei Unfälle und zwei junge Frauen. Eine in der Gegenwart, eine im 17. Jahrhundert.
Im Hier und Jetzt wird sie von Mark, einem jungen Notfallarzt gerettet. Er fühlt sich zu ihr hingezogen und glaubt sie zu kennen – doch woher? Was wird geschehen, wenn sie wieder aufwacht? Sie wähnt sich in einer anderen Welt, wer ist sie wirklich?
Und auch in der Vergangenheit wird eine Frau von einem stattlichen jungen Mann gerettet. Doch hat sie ihr Gedächtnis und ihre Stimme verloren. Wer ist sie? Und weshalb muss sie sich vor den Anfeindungen dieser Christine erwehren? Die Bekanntschaft mit der Gattin des berühmten Malers Rubens, soll Licht ins Dunkel bringen, doch ist es da schon zu spät?
Zwei Lebensfäden, die sich sehr ähneln – oder etwa doch nicht?
SCHREIBSTIL/ CHARAKTERE
Charlotte Zeiler bedient sich einer leicht zu lesenden Sprache. Selbst in den Passagen des 17. Jahrhunderts schreibt sie keineswegs überkandidelt. Der Lesefluss bleibt erhalten, der Wechsel zwischen den Zeiten unproblematisch. Ich möchte auch gern erwähnen, dass es sich nicht um einen Zeitreise-Roman handelt. Das sagt auch der Klappentext nicht aus, für mich also keine Thema-Verfehlung.
Der Zeitenwechsel war sehr interessant und hat innerhalb der Story immer wieder für kleine Cliffhanger gesorgt, welche die Spannung stets aufrecht gehalten haben. Die Thematik und vor allem ihre Umsetzung haben mir sehr gut gefallen. So etwas habe ich noch nicht gelesen und ich könnte auch nicht sagen, in welches Genre dieses Buch gehört. Es ist ja von Historik über Liebe bis hin zu einem weit ausgelegten Fetzen Fantasy alles dabei. Das ist aber keinesfalls störend, sondern angenehm anders und erfrischend.
Die Charaktere sind zum Teil sehr schön herausgearbeitete, zum Teil auch ein wenig schwammig. Aber eben so, wie es für die Story richtig ist, wie es der Fluss braucht. Manchmal war ich ein kleinwenig verwirrt, aber das hat sich im Lesen wieder gegeben. Die Auflösung war für mich nicht überraschend, doch gekonnt in Szene gesetzt.
MEIN FAZIT
Anders und gut. Man kann diese Thematik auch sehr schwerfällig angehen, dramatisch und nicht wirklich gut lesbar. Doch die Umsetzung von Charlotte Zeiler hat mir sehr gut gefallen. Spannend, leicht zu lesen und abwechslungsreich. Eine klare Empfehlung ab 16 Jahren.
MEINE BEWERTUNG
©Teja Ciolczyk, 21.01.2017


Teile diesen Beitrag

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN ...

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen ...

GWYNNY (Teja)

Buchverrückte mit tiefer Leidenschaft für das geschriebene Wort.

Folge Mir

Nachwuchsblogger

Fabians Lesezauber

Hier lest Ihr kurze Bewertungen, geschrieben von meinem Sohn Fabian! Er ist 11 Jahre alt und liebt Geschichten genauso wie ich. Und da ich nicht alle Kinderbücher mitlesen kann, unterstützt er mich bei der Blogarbeit. ♥

ICH LESE GERADE

41%

ICH BIN DABEI – VERLAGE UND AUTOREN

Previous slide
Next slide

RUND UMS BUCH – UNBEZAHLTE WERBUNG

Previous slide
Next slide