In der Obhut des Teufels – Dimitrios Zafiris

Die Memoiren eines Wahnsinnigen …
Doch was, wenn Wahnsinn und Realität einander gleichen?

 

Das Buch „In der Obhut des Teufels: Der Kutscher und das Taunuswalder Waisenhaus“ von Dimitrios Zafiris ist eine Novelle. Sie erschien erstmals im April 2019 und ist als Print und eBook erhältlich.

 

Fesselnd, düster, schwer und gedankenanregend – so habe ich den Autoren in seinen Geschichten kennengelernt. So zeigt er sich auch hier.

 

Wann immer Kinder tödlich verunglücken, birgt der Kutscher des Taunuswaldes ihre Leiber und legt sie der Waisenmutter Amelie vor die Tür. Die Kinder dürfen leben, sofern sie dem Teufel dienen.
Als der Anwalt Adalbert in seinem Herrn und Gönner den leibhaftigen Teufel zu erkennen glaubt, kehrt er zu dem Ort seiner Kindheit zurück. Jahre später schreibt er in dem verlassenen Waisenhaus seine Memoiren nieder. Er schildert ein Leben voller Fehlentscheidungen und Reue, das geprägt war von einer Frage: Wer war der geheimnisvolle Kutscher, welcher Adalbert zum Waisenhaus brachte, als er hätte sterben sollen?

 

Schon nach den ersten Zeilen war mir irgendwie bewusst, dass diese Novelle keine leichte Kost für mich werden wird. Nicht etwa, weil das Buch schwer zu lesen oder verstehen ist. Nein, die Thematik hat mich ergriffen und gefesselt. Sie hat mich durch die Geschichte gezogen und mir viele menschliche Abgründe gezeigt.

Doch all das ist nicht schlimm, schlecht oder gar ein Grund gegen das Buch. Im Gegenteil, es spricht für die Geschichte um den Wahnsinnigen und den Kutscher.

Denn was hier bisweilen nach fantastischen Elementen einer sehr düsteren Dark Fantasy aussieht, entpuppt sich nach näherem Hinsehen als Gegebenheiten aus dem Alltag. Nicht alles, natürlich nicht. Aber die Handlungen der Menschen zeigen sich jeden Tag, auch ohne sichtbar gemachtes Dazutun des einen Herrn. So fing ich an zu denken, nach dem Lesen, währenddessen. Und mir wurde bewusst, dass hier wahrscheinlich mehr Realität zwischen den Zeilen steckt, als mir lieb ist. Schicksale, Handlungen, Verknüpfungen der losen Fäden … das alles ergibt ein Bild der Gesellschaft.

Doch kann man das auch außen vor lassen. Man muss ja nicht immer gleich so tief in eine Thematik eintauchen. Wenn man das kann, so erlebt man in dieser dunklen Novelle eine Unterhaltung durch das Böse, die dem Horror schon nahekommt. Aber in seiner leisen und anschleichenden Art: über Gedanken, Gefühle und die Psyche. Nicht aus der heutigen Zeit, sondern mit dem Charme des historischen Lebens. Das macht dieses Büchlein für mich zu einer absolut gekonnten Mischung. Hinzu kommt, dass es an bekannten Orten spielt, wie beispielsweise Frankfurt. Das sorgt – zumindest bei mir – für eine extra Portion Gänsehaut.

 

Mal wieder hat es Dimitrios Zafiris geschafft, mich gleichermaßen düster gestaltet zu unterhalten, wie mich zum Nachdenken zu bringen. Dabei blieb die Faszination für die Geschichte stets erhalten und fesselte mich an ihre Seiten. Eine schriftstellerische Leistung, die lobend erwähnt werden will. Ich freue mich schon auf das nächste Stück aus seiner Feder!

 

©Teja Ciolczyk, 27.09.2019


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Aleshanee

Huhu!

Das Buch hab ich auf meiner Leseliste für Oktober, ich hoffe, ich schaffe es auch noch diesen (nächsten) Monat ^^ Ich hab mir wieder viel zu viel auf die Liste gepackt *lach*

Ich hatte von ihm ja letztes Jahr „Der Leuchtturm am Kap Mar“ gelesen, das ich nicht schlecht fand, aber auch nicht so ganz rund. Jetzt bin ich natürlich sehr gespannt wie sein neues Buch auf mich wirkt, was du beschreibst klingt jedenfalls großartig und ich freu mich drauf!

Verbindungen zur Gesellschaft finde ich mittlerweile in jedem Buch, das kann man ja fast kaum vermeiden, denn es spielt ja doch immer wieder mit, entweder im Großen oder im Kleinen. Ich mag sowas!

Liebste Grüße, Aleshanee

GWYNNY (Teja)

Buchverrückte mit tiefer Leidenschaft für das geschriebene Wort.

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