SCHREIBSTIL/ FORM
Wiederum bedient sich Julia Adrian der Erzähler-Perspektive. Und erneut hat sie es geschafft mich zu überwältigen. Mit ihrer Gabe mit Worten zu malen, Emotionen Schwingungen zu verleihen und mich tief in ihre Welt der Feen zu entführen. Sie hat einen ganz besonderen Stil, diese kurzen und prägnanten Sätze, die in ihrer Art vermögen so viel auf einmal mitzuteilen. Sie scheint nicht einen Satz verschwenden zu wollen, das tut sie auch nicht. Stattdessen hat sie mich auf diesen viel zu wenigen 220 Seiten gefangen genommen und verschleppt. In den Palast der Eishexe, zu den Goldkindern und in die Erinnerungen einer einst mächtigen Fee, hat mich Trauer, Leid, Hass und verzweifelte Liebe spüren lassen. Etwas für mich so wortgewaltiges habe ich nur selten erleben dürfen. Zuletzt ähnlich verzaubert hat mich Mathias Malzieu mit „Die Mechanik des Herzens“. Die Autorin vereint so vieles, was für mich eine absolut wundervolle Geschichte ausmacht. Auch hier gibt es nicht die klassische Spannungskurve, doch für Spannung und Atemlosigkeit ist gesorgt, auch für Tränen und Empathie.
CHARAKTERE
Lillith/ Die Königin/ Die dreizehnte Fee
Ich bin noch immer zwiegespalten, weiß nicht wie ich meine Emotionen ihr gegenüber benennen darf. Mag ich sie? Ja! Jedoch macht sie mir auch gleichermaßen Angst. Diese starke und zerbrechliche Frau. Sie spiegelt eine innere Zerrissenheit wieder, die fast schon schmerzt. Und doch ist sie noch immer eine der besten Hauptprotagnistinnen, von denen ich lesen durfte.
Der Hexenjäger
Er kommt hier etwas kürzer als im ersten Band, doch seine wenigen Auftritte reichen mir. Noch immer ist mir seine wahre Intention nicht ganz klar, aber gerade dieser geheimnisvolle Aura um ihn, macht ihn als Charakter in diesem dunklen Märchen noch reizvoller. Ich weiß für mich, ich lehne mich aus dem Fenster, weiß ich doch noch nicht, was er für Triebe hat. Aber ich mag ihn.
Die Schwestern
Sie alle sind so authentisch, charakterstark und individuell. Jede hat ihre eigene Geschichte, wird nicht vergessen und bekommt ihren eigenen Part. Bei immerhin 12 anderen, ist das eine immense Leistung. Und all ihre Schicksale sind geschickt miteinander verwoben.
Selbst die „Nebendarsteller“ sind alle so erdacht, dass sie die Geschichte weiterbringen. Weder zur Last werden, noch zu kurz verweilen.
MEIN FAZIT
Eine würde Fortsetzung, in jedem Fall! Ich musste zwar auch mehrmals ein paar Tränchen wegblinzeln, doch glücklicherweise nicht so weinen wie beim ersten Band. Und doch ist dieser Teil ebenso düster, magisch und märchenhaft wie sein Vorgänger. Eigentlich habe ich bei „Schreibstil“ schon alles gesagt, ich kann mich bei diesen Büchern scheinbar nicht zügeln und muss meine Begeisterung an Ort und Stelle preisgeben 😉 Eine absolute Lese-Empfehlung von meiner Seite. Auch hier setze ich das Lese-Alter von ca. 16 – 99+ Jahren an. Ich bin schon jetzt wahnsinnig gespannt, wie es weiter geht! Schade, dass ich noch so lange warten muss 🙂
MEINE BEWERTUNG
©Teja Ciolczyk, 25.10.2015