»Weiche von mir, Ghula! Uns holst du nicht!« Mit einem Gesicht weiß wie Ziegenkäse nestelte sie an ihrem Kleid herum und hielt plötzlich ein Messer in der Hand. Nichts Bedrohliches, klein und stumpf, gerade noch zu, Pilzesammeln tauglich. Nicht minder erschrocken fasste sich die Jüngere an den Hals und hielt einen hölzernen Kettenanhänger in Form eines Kreuzes in ihre Richtung, als könne sie damit alles Böse bannen.
Aus „Der Gesang des Henkers“ von Sam Feuerbach
Fulminante Mittelalter-Low-Fantasy, die mit illustren Charakteren und dem für Sam Feuerbach typischen Humor überzeugt.
Keiner schreibt Mittelalterfantasy wie Sam Feuerbach. Ob nun mit viel oder wenig fantastischen Aspekten, stets blitzt der Schalk zwischen den Zeilen hervor. Dabei gehen mitnichten Ernsthaftigkeit und Tiefe verloren. Vielmehr verhilft genau das Charakteren und Umfeld zu einer Authentizität, die mich dazu bringt, mich so zu fühlen, als steckte ich inmitten der Geschichte!
Am liebsten ist mir in dieser hier Tuni, der eigentliche Protagonist. Er durchläuft auch während der Geschichte die größte Wandlung – wobei er sich selbst trotz allem treu bleibt. Was schreiberisch gar nicht einfach ist, wie ich finde.
Doch auch andere Charaktere habe ich lieb gewonnen, vor allem auch Kobo. ^^
Obwohl Sam Feuerbach meisterhaft versteht, Atmosphäre aufzubauen und die Umgebung bildlich zu schildern, sind es stets die von ihm erschaffenen Persönlichkeiten, welche die Geschichte meisterhaft tragen. So auch hier. Und ich liebe die Wortgefechte und Geplänkel in diesem Buch!
Mir gefällt auch, wie er, beständig gut zwischen den Zeilen verpackt, seine Meinung zu vielen Dingen offenbart. Von Gesellschaftskritik bis Moral kann man einiges finden. Aber eben nicht aufdringlich, sondern eingeflochten und passend. Mit einer großen Prise Humor, Zynismus, Ironie und Sarkasmus. Herrlich!
Das Buch war leider viel zu schnell ausgelesen. Wie immer bei Sam Feuerbach, der Mann schreibt einfach zu gut. ^^ Die Sprache ist dabei stets zu den jeweiligen Menschen und ihren Ständen passend. Es liest sich locker und leicht, macht Freude.
Der Fantasy-Anteil ist tatsächlich eher gering, jedoch unterschwellig ein Thema. Vordergründig sind hier die Charaktere selbst. Und wenn man es von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet, sieht man es vielleicht gar nicht als Fantasy an … ^^
Ein fulminantes Lesevergnügen, das neben facettenreichen Charakteren mit spritzigen Dialogen aufwartet und einfach richtig Spaß macht. Ein echter Sam Feuerbach eben!
Höchstwertung!
©Teja Ciolczyk, 14.11.2024
Und wer es genau wissen möchte … 😉
Das Buch „Der Gesang des Henkers“ von Sam Feuerbach ist im Januar 2024 bei bene Bücher erschienen. Es ist als Taschenbuch, Hardcover, eBook und Hörbuch erhältlich. Es handelt sich um einen in sich abgeschlossenen Einzelband.
Henkersbeil oder Laute?
In jungen Jahren kehrt der Henkerssohn Tuni seinem Heimatdorf den Rücken, da er sich seinen Unterhalt lieber mit Gelegenheitsarbeiten verdient, als in die blutigen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Seine Laute führt er stets mit sich, wobei sein Talent als Barde im Verborgenen bleibt. Doch gnadenlos führt ihn das Schicksal zurück auf das Schafott.
Am Wegrand findet der Pergamentmacher Alarik eine verwirrte Fremde. Außer an Bibelzitate kann sie sich an nichts erinnern, nicht einmal an ihren Namen. Doch die verlorene Vergangenheit verfolgt sie unerbittlich. Der ungleiche Kampf gegen die Heilige Inquisition beginnt.
Im Text verarbeitet sind zwei Lieder der Mittelalter- und Fantasy-Band Kupfergold. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, kann sich die Aufnahmen von Der heilige Bimbatz und Das Rotkehlchen Lied (im Original Das Drossellied) auf YouTube anhören.
Ihr sucht mehr Bücher von Sam Feuerbach?
Dann ist dieses hier vielleicht genau richtig für Euch.
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